Die schottische „Great Highland Bagpipe“ ist ja an und für sich schon ein tolles Instrument. Da war ich mir schon lange drüber im Klaren. Daher war ich auch sofort begeistert, als ich im Bildungsfernsehen („die Sendung mit der Maus“) einen günstigen Alternativ- Vorschlag zum teuren Schafledersack präsentiert bekam: Der Armin hat sich so eine Dudeltüte selbst gebaut! GOIL! 😉
Hierzu verwendete er neben vier Blockflöten und einem Blasröhrchen eine handelsübliche Einkaufstüte. Und das tüdelte der Düsentrieb des WDR einfach mit Klebeband zusammen – und es funktionierte! War klar, dass ich auch so ein Teil haben musste. Männer eben.
Ein paar Tage später war meine SchwiMu bei uns zu Besuch, was auch immer eine Shopping- Tour durch verschiedene Dekozeugs- Läden und Imbißbuden Restaurationsbetrieben der gehobenen Klasse mit sich brachte. Und dieses Mal führte uns die Reise durch den Einzelhandel auch in ein Spielzeuggeschäft. Also, ein „richtiges“ für Kinder, kein Baumarkt. Da erinnerte ich mich natürlich sofort an mein Vorhaben. Also flugs vier der billigsten Plastikflöten in leuchtendem Rot eingesammelt, die verständnislosen Gesichter von Mausi und SchwiMu genossen und sich auf zu Hause gefreut! ‚Ihr werdet schon sehen!‚ 😀
Zurück im Gehäuse, verfrachtete ich die beiden Mädels ins Wohnzimmer, damit sie ihre neuen Errungenschaften bewundern konnten, und ich erklärte die Küche kurzerhand zur Instrumentenbauer- Werkstatt und Sperrzone. Wenn ein Genie aktiv ist, braucht es Ruhe.
Aus dem „Kabuff“ (so nennen wir einen Totraum hinter dem Bad, in dem wir allen möglichen Krimskrams lagern) zauberte ich dann noch eine Rolle Malerkrepp, eine schicke blaue Tüte eines Discounters und die Plastikummantelung einer Stange einer Schranktürverriegelung. So als Blasrohr schien mir das ideal. Das Meisterwerk konnte entstehen. In der Küche schloss ich erst einmal die Tür, um ungestört fummeln zu können. Hier ein Loch in die Tüte, mit Flöte zum Spielen verklebt, da eines rein, noch ’ne Flöte zum Bordunieren… Das Ding sah schon recht urig aus. Noch ausprobiert, welche Löcher ich abkleben musste, um den „Brummton“ (der nun wirklich kaum als solcher zu bezeichnen war…) hinzubekommen, und dann konnte der erste Test auch losgehen.
So. Da ich nun damals so überhaupt noch keine Erfahrung mit Dudelsäcken hatte, und sich eine Plastiktüte noch lange nicht als so Formstabil herausstellte, wie z.B. ein Ledersack, hatte ich nun große Mühe, mich mit den ganzen Flöten nicht selbst zu verletzen (die Beschleunigung einer nicht kontrollierten Flöte, wenn der Sack aufgeblasen wird, ist nicht zu unterschätzen!). Zusätzlich kämpfte ich damit, den Luftstrom in der Tüte aufrecht zu erhalten: Insgesamt musste ich ja vier Blockflöten gleichzeitig mit Luft versorgen, und mein Einblasrohr hatte natürlich kein Rückschlagventil! „Ffffff… Ffffff… Fffnnnüüüüüühhh…“
Die Katze stand vor der Tür und drehte höchst irritiert ihren Kopf hin und her. Die Luft in der Alditüte war indes schneller wieder raus, als ich sie reinblasen konnte. Ein womöglich kontinuierlicher Luftdruck war eigentlich völlig utopisch, aber so schnell gibt ein echter Feuerwehrmann ja nicht auf. An den Flöten, die als „Bordune“ herhalten mussten (und mir wild um den Kopf wedelten), hatte ich natürlich mangels Ahnung die Löcher so nach gutdünken abgeklebt, dass das akustische Ergebnis des Dreiklanges schon etwas an die Straßenbahn erinnerte, wenn sie durch eine Kurve quietschte. Nur schräger. Und das Beherrschen des Flötenspiels wird ja sowieso überbewertet: Bis zum nämlichen Tag hatte ich glaube ich noch nie so einen Heulknüppel in der Hand.
„Ffffhhöööö… Fffnnüüüüüh…“ Ich gab nicht auf. Die Beulen an der Stirn konnten ja nicht viel schlimmer werden. Mein Blutdruck auch nicht. Also tapfer weiter geblasen und versucht, den formlosen Beutel unter dem Arm zu halten, während mir die Flöten immer wieder abkippten. Soll die Katze vor der Tür doch Maunzen. Die hat eh‘ keine Ahnung von guter Musik.
Als ich also einsah, dass zumindest die akustische Harmonie einen theoretischen Nutzen davon haben könnte, wenn ich die „Bordun- Flöten“ anders abkleben würde, kam aus dem Flur schon die erste verunsicherte Stimme: „Alles klar bei dir? Ist was passiert?“ Der Katze fiel vor Verwunderung über die seltsamen Geräusche aus der verschlossenen Küche schon fast der Kopf ab. „Nönöö, geht schon. Ich probiere nur was…“ Mein Gott, wenn ich hier noch einen Meter Krepp drumwickeln würde und da noch ein Loch zu, dann muss das doch gehen! Der Armin hat das schließlich für Kinder zum Nachbasteln empfohlen, da werde ich das ja wohl hin bekommen! Ich tapte also verzweifelt weiter, optimierte nochmals die Position des Blasrohres, klebte eine der drei Bordunflöten ganz zu, um Luft zu sparen, und probierte dann nochmal. „Fffff… Ffffffffiii… Ffffjjöööööiiih!“ – Also, Dudelsack ging ja wohl anders, da war ich mir ganz sicher…
Die Katze war mittlerweile einer Psychose nahe, und SchwiMu und mein Schatz wollten jetzt doch wissen, was da so herzzerreißend jaulte. Sie stießen widerrechtlich die Küchentür auf. Als sie mich dort am Küchentisch stehen sahen, wie ich hochrot die Discountertüte unter dem Arm befummelte und beatmete, während die Flöten, zum über-die-Schulter-legen viel zu kurz, mich bei jedem Atemstoß verhauen wollten, bekamen sie einen Lachkrampf. Was ich nicht gerade ermutigend fand: Ich hätte mir mehr Beistand gewünscht! Und sowas nennt sich „Familie“!! Wild schimpfend über Armin, der bekloppten Bauanleitung und über den mangelnden Rückhalt bei meiner Selbstverwirklichung pfefferte ich das komische Gebilde aus Tüte, Flöten und drei bis vier Meter Klebeband in die Ecke. An meinen Handwerklichen Fähigkeiten konnte das Vorhaben ja wohl nicht gescheitert sein! Und während sich die Weiber noch fast bepissten vor Lachen, setzte ich mich entmutigt und mit dem Gefühl, von der ganzen Welt missverstanden zu sein, an den Computer und schaute mir voller Sehnsucht Billig- Brülltüten aus Pakistan an…
Nun gut, wenigstens hat die Katze keinen Schaden davon getragen. Ist ja schon mal was. Und Armin sucks.
*tränenlacht*
rofl