Samariter für zwischendurch

Auch Feuerlöscher müssen in ihren 24h- Schichten mal was essen. Darum waren wir mit unserem Löschbomber zum nächsten Discounter gefahren, um für das Abendessen einzukaufen. Dabei bleiben wir natürlich einsatzbereit, darum muss die Besatzung immer komplett fahren. Dort im Konsumtempel lief ich also mit einem Karton auf dem Arm gelangweilt hinter einem Kollegen her, der die Zutaten fürs Abendessen aus den Regalen pflückte und unter meine Aufsicht stellte. Am Kühlregal schreckte der Kamerad plötzlich zurück: „Hui! Was’n datt??“, entfuhr es ihm, wobei er fast in den Korb mit den Wochenangeboten stolperte. Ich schaute ebenfalls in die Frostwand: Eine dicke Hummel kämpfte sich am Gouda hoch und wedelte verzweifelt mit den Flügeln!

Aber bei dem lokalen Klima hatte dieses Geschöpf natürlich kaum eine Chance: Zu kalt. Sie würde dort wahrscheinlich verenden. „Hol die mal da raus, sonst geht die kaputt!“, forderte ich den Kollegen auf. Doch der hatte es nicht so mit Tieren: „Bisse bekloppt? Die beißt mir den Arm ab! Schau mal, wie dick die ist!“, wehrte er ab. „Na, dann halt mal den Karton, dann kann ich sie da raus holen“, amüsierte ich mich und drückte ihm die Pappe in die Hand. Er schaute mich fassungslos an: Ich hatte doch gar kein Werkzeug zum Hummeln fangen!

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Friedlich. Wenn man vorsichtig ist.

Ich griff ins Regal und ließ den Brummer vorsichtig auf meinen Finger klettern. Der Kollege war skeptisch: „Beißen die denn nicht?“ – „Wenn überhaupt, dann stechen Hummeln. Aber dazu muss man die schon echt ärgern“, klärte ich ihn auf. „Schau mal, die ist ganz ruhig!“ Ich hielt ihm die Hand mit der Hummel entgegen, er wiech augenblicklich zurück. „Was ist los?“, lachte ich. „Die springt dich gleich bestimmt an! BUH!“ Er grinste verunsichert: „Mann, hör auf …“ Feixend ging ich in Richtung Kasse, um das Tier raus zu bringen. Meine neue Freundin kämpfte sich langsam an meinem Arm hoch. An einigen erstaunten Blicken vorbei verließ ich den Laden: Der Brummer war auf meinem Arm schließlich deutlich zu sehen. Draußen angekommen, setzte ich sie zum Aufwärmen in einem sonnigen Busch ab und ging wieder in den Laden, wo mich mein Wachführer fragend ansah.  „Kannst du mir gleich von der Leitstelle eine Einsatznummer besorgen? Habe gerade eine Tierrettung gemacht. Die Hummel konnte dem Tode entrissen werden“, ließ ich ihn gespielt beiläufig wissen. Er zog die Augenbrauen hoch: „Ach, wieder so’n Viech, das kein Mathe kann?“, spielte er darauf an, dass Hummeln aus mathematischer Sicht zum Fliegen zu kleine Flügel haben. „Yepp. Aber unseren Maschinisten müssen wir noch von der Kühltheke abholen, der rührt sich da nicht weg, bis er sicher ist, dass das Tier nicht mehr in Angriffsnähe ist. Kennst ihn ja …“ , merkte ich noch an. Der Chef grinste in sich hinein.

Auch ganz ohne Drama „nebenbei retten“ kann befriedigen. 😉

Über firefox05c

Firefighter, Kittyowner, Bagpipeplayer. Querulant. Manchmal bissig, aber im Großen und Ganzen handzahm. Die Themen hier: Feuerwehr - Rettungsdienst - Alltag .
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11 Antworten zu Samariter für zwischendurch

  1. Michael schreibt:

    Groß und dick und die Jahreszeit spricht für eine Hummelkönigin. Du hast also vermutlich nicht nur eine Hummel sondern ein ganzes Volk im entstehen gerettet.

    • firefox05c schreibt:

      Edler Ritter, ich… 😉
      Hier fliegen die Hummeln schon recht zahlreich. Es ist im Ruhrgebiet im Schnitt etwa 3° wärmer als in ländlichen Gegenden NRWs, da ist die Natur etwas früher dran. Aber groß war sie wirklich.

  2. rettungsmaedchen schreibt:

    Da sagt der Mathematiker, Hummeln können nicht fliegen. Dann kommt die Hummel, die davon noch nichts weiß, und macht es einfach.

    Hallo erstmal =)
    Ich folge deinem Blog schon eine ganze Weile, hab mich mittlerweile durch jeden Betrag durchgelesen und muss feststellen: Hier gefällt’s mir – hier bleibe ich als Leser dabei!
    Danke für deine Beträge, ich hab selten so viel gelacht bei einem Blog! Andererseits gibt es auch immer wieder Geschichten, die mir einen Schauer den Rücken runter jagen. Du schreibst einfach wunderbar und so schön ehrlich! Danke dafür!

    Mein eigener Blog ist gerade am Entstehen, ich bin gerade auch auf der Suche nach Leuten, die ich in meine Blogroll aufnehmen kann. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, wenn ich dich da auch verlinke? 😉

    Ich freu mich schon auf viele weitere Beiträge von dir!
    Liebe Grüße
    rettungsmaedchen

  3. Jerowski schreibt:

    Tja, auf jedenfall mal ein befriedigender Einsatz!
    Aber ich fürchte mit der Einsatznummer wird das nichts, da gilt doch der Grundsatz kein Einsatz ohne Anfahrt 😉

    • firefox05c schreibt:

      Also, ich denke, wenn vor unserem LF ein Verkehrsunfall passiert, werden wir nicht erst eine Runde um den Block drehen, nur um auch offiziell helfen zu können. 😉

      • Micha schreibt:

        also bitte!!! Es muss doch die Form gewahrt werden…… 🙂
        (stell mir das grad bildlich vor..)

  4. roerainrunner schreibt:

    Ein Herz für Hummeln. Find ich super 🙂

  5. La Giù~Lia schreibt:

    Hummeln sind super! Ich hab die als Kind immer gaaaanz vorsichtig mit einem Finger gestreichelt – obwohl ich’s sonst auch nicht so mit gelb-scharz-gestreiften Fliegeviechern (Fußballspieler fliegen ja Gott sei Dank nicht höhö) hab… Die sind echt die friedlichsten unter den Insekten. (Die Korrelation zwischen Körpermasse und „Stechen wär ja anstrengend, die Energie brauch ich um meinen wuchtigen Körper fliegen zu lassen“ unterstelle ich ebenfalls bereits seit Kinderzeiten…)

    Davon ab, war die wahrscheinlich bei den Temperaturen der TK-Abteilung ohnehin „gelähmt“…witzig, da bekämpft einer tosende, tobende Flammen aber anne Hummel traut er sich nich ran 😀

    In diesem Sinne: You are my Hummel hero!

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